und warum sie kein Burnout bekommt
Die Birke in meinem Garten hat im November nur noch wenige Blätter. Orangegelb, dreieckig mit gesägtem Rand hängen sie an ihren Zweigen. Noch. Denn bald wird ein Windstoß sie wegwehen. Dann ist die Birke nackt. Und kann von innen heraus neue Kräfte sammeln. Ihr Jahreswerk ist vollbracht. Sie hat im Frühjahr ihre hellgrünen Blätter ausgetrieben. Hat sich mit Hilfe der Sonne und des Regens die Energie geholt, die sie brauchte, um zu wachsen. Sie hat Blütenkätzchen und Nussfrüchte gebildet und mit Hilfe des Windes dafür gesorgt, dass ihr Bestand weiter gesichert ist.
Jetzt hat sie ihre Arbeit beendet und gönnt sich Ruhe. Das Grün und der Lebenssaft sind aus den Blättern gewichen, die sie nach und nach verabschiedet. Die Energie geht von außen nach innen. Konzentriert sich auf den Stamm. Sammelt sich, um nach der Winterpause im Frühjahr neu auszutreiben.
So macht es die Birke. Und was machen wir? Wir füllen unser Leben mit kleinen und großen Projekten. Sobald eines von ihnen vorüber ist, stecken wir schon im nächsten. Oder haben oft mehrere Vorhaben, die gleichzeitig laufen. Statt uns wie die Birke auf die wesentlichen Aufgaben zu fokussieren, verzetteln wir uns häufig. Verlieren den Blick dafür, was wesentlich ist. Was uns ausmacht. Was wir unbedingt möchten – und was wir auf der anderen Seite loslassen können – wie ein gelbes Blatt im Wind. Statt uns unermüdlich anzutreiben und vielleicht irgendwann Burnout zu bekommen, könnten wir uns nach getaner Arbeit Ruhe gönnen. Pause. Nichtstun. Innehalten. Und wenn die Zeit gekommen ist, wieder voller Energie durchstarten – in ein neues Projekt, einen neuen Frühling.