Von Mai bis Juli erfreut der scharlachrote Klatschmohn uns mit mit seiner leuchtenden Farbe und seinen zarten Blütenblättern, die im Wind „aneinander klatschen“ oder ein „Klatsch“ erzeugen, wenn man ein Kronblatt auf die Hand legt und mit der anderen flach darauf schlägt. 

Ob Klatsch-, Saat-, Sand- oder Schlafmohn. Es gibt weltweit zwischen 50 und120 Mohnsorten. Doch nur der Schlafmohn enthält im Saft seiner unreifen Kapseln, aus dem nach dem Eindicken Opium gewonnen wird, Alkaloide wie das schmerzlindernde, abhängig machende Morphin, das Husten lindernde Kodein und das Muskeln entspannende Papaverin. Dieses gibt den Mohngewächsen auch ihren lateinischen Namen „Papaveraceae“. „Papa“ bedeutet Kinderbrei. Im Mittelalter beruhigte man Kinder mit einem Sud aus Mohnköpfen des Schlafmohns. Die reifen Samen enthalten keine Alkaloide mehr und werden zum Backen oder zur Ölgewinnung gewonnen. 

Das leuchtende Rot des Klatschmohns ist eine „Signalfarbe“ und zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich. So wie rote Lippen oder die rot-weiß-gestreiften Absperrbänder. Rot sendet widersprüchliche Signale. Es ist die Farbe der Liebe und Leidenschaft ebenso wie der Wut und des Zorns. „Wenn wir Rot sehen“, ist kein Halten mehr. Rot deutet auf Gefahr hin und ist auch anziehend. Auch im Mohn leben diese Widersprüche. Die Blätter sind so zart, dass sie meist schon nach wenigen Tagen abfallen. Gleichzeitig ist die Pflanze selbst so robust, dass ihre Wurzeln Teerdecken aufbrechen können. 

Vor einigen Jahren gab es am Rande meines Wohnorts ein Mohnfeld. Ich konnte mich gar nicht satt sehen an den wunderbaren Farben. Denn zu den Tausenden von Mohnpflanzen gesellten sich noch Gräser, blaue Kornblumen und Kamillen mit ihren gelben Köpfchen und den weißen Blütenblättern. Eine schier unendliche Farbenpracht. Ich habe unzählige Fotos in unterschiedlichsten Kombinationen gemacht. Mal viele Mohnblüten und eine Kornblume, mal alle Blüten und Gräser recht ausgewogen, mal viel Gelb. Am Ende war ich glücklich und erschöpft und wusste, es wird schwer, mein Lieblingsbild aus der Fülle der Fotos zu bestimmen. Und dann, auf dem Weg nach Hause, stand er da. Ein einziger Mohn. Mitten zwischen grünen Grashalmen, die im Wind um ihn herum tanzten. So als sei ihm der ganz Trubel auf dem Mohnfeld zu viel. Der einsame rote Mohn im Gras hat mein Herz berührt und ich habe ihn fotografiert. Auf einmal war die Auswahl meines Lieblingsbildes ganz einfach. 

Die Fotoleinwand meines Bildes habe ich nur ganz dezent mit kleinen gelben Punkten versehen, die die geraden und gebogenen Linien zweier Grashalme nachbilden. Die feinen Punkte passen zur Zartheit des Mohns und der Gräser, die sich im Wind wiegen. Das Gelb bildet einen schönen Kontrast zu den Komplementärfarben Rot und Grün und verstärken ihre Wirkung. Wenn ihr wissen möchtet, wie ich den „Roten Mohn“ musikalisch umgesetzt habe, schaut euch mein YouTube-Video dazu an LINK.