und wie er uns Dankbarkeit lehrt

Neulich habe ich meinen ersten Rotmilan des Jahres gesehen. So groß und erhaben kreiste er am Himmel über mir. Sein Kopf weiß, die Schwingen schwarz-weiß und rotbraun, mit seinem typischen gegabelten Schwanz. Seinem aufmerksamen Blick entging nichts. Sein Gefieder glänzte im Sonnenlicht. Und beim Staunen über seine Schönheit ist mir erst bewusst geworden, wie sehr ich ihn in den Wintermonaten vermisst habe.
Und noch etwas ist mir bewusst geworden. Nämlich, dass wir die Bedeutung mancher Dinge erst in ihrer Abwesenheit erkennen. Im Umkehrschluss heißt das, dass vieles, was uns tagtäglich umgibt, für uns selbstverständlich ist. Wir nehmen es nicht mehr richtig wahr, zollen ihm vielleicht nicht den gebührenden Respekt und die Beachtung, die es verdient.
Stellen wir uns doch nur einmal vor, diese Dinge (oder auch Menschen) flögen – wie der Milan – für Monate davon. Was würde uns fehlen? Was würden wir vermissen und uns herbeisehnen? Und dann spüren wir plötzlich die Dankbarkeit und Freude darüber, dass bestimmte Menschen, Tiere, Dinge in unserem Leben sind. Wir schauen sie auf einmal bewusster an, nehmen sie aufmerksamer wahr und sehen sie als Geschenk. Lasst uns ihnen huldigen, sie feiern, dafür, dass sie so selbstverständlich an unserer Seite sind, unser Leben bereichern. Und danken wir dem Milan, dass er uns die Augen dafür geöffnet hat.