und wie er unsere Tränen wegwischt

„Il pleut, comme dans mon coer il pleut“. Dieser Satz, mit dem die Mutter meiner französischen Austauschschülerin  mich im Alter von 17 Jahren zum Abschied umarmte, hat mich nachhaltig berührt. „Il pleut“ bedeutet „es regnet“. Das Verb „pleurer“  hat aber außerdem die Bedeutung „weinen“.  „Es regnet, so wie es in meinem Herzen weint“.
Für mich haben Regen und Tränen viel gemeinsam. Regen entsteht, wenn der Himmel sich verdunkelt, die Stimmung trübe wird. So wie sich in den Wolken „etwas zusammenbraut“ haben wir oft Wut, Ärger, Enttäuschung, Traurigkeit hinuntergeschluckt. Und irgendwann, wenn die Wolken so voll sind und unser Herz so schwer ist, dass kein Raum für „noch mehr“ ist, bricht der Damm.
Der Regen strömt. Die Tränen fließen. Im strömenden Regen erfahren wir Befreiung. Reinigung.  Der Schmutz und der Schmerz lösen sich. Wir sehen wieder klarer – die Umgebung und unser Inneres. Was möchte ich in meinem Leben ändern? Mit wem das Gespräch suchen? Von was mich befreien und nicht mehr herunterziehen lassen?
Diese Fragen geben wir dem Regen mit auf seine Reise in den Kreislauf des Lebens. Er sickert in den Boden und wird zum wichtigen Lebenselixier für Neues, Wachstum und Weiterentwicklung. Lassen wir uns vom Regen inspirieren und feiern wir ihn – auch dafür, dass ihm ganz sicher wieder das Licht folgen wird.