Die Sonne scheint und ich will in den Wald gehen. Mitten auf dem Weg sehe ich eine Schnecke, die meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. In aller Seelenruhe kriecht sie in wellenartigen Bewegungen über den Waldweg und hält dann inne. Die Augen an ihren langen Fühlern tanzen hin und her. Sie trägt ihr braun-beiges Häuschen auf dem Rücken. Es ist fein gestreift wie ein Kunstwerk und links herum gedreht, wie eine Spirale. Nur selten gibt es Schnecken, deren Haus eine Spirale hat, die rechts herum gedreht ist, erfahre ich später. Ebenso, dass viele Schneckenarten Zwitter mit männlichen und weiblichen Geschlechtsteilen sind. Sie vereinen also die gegensätzlichen und sich ergänzenden Pole Yin und Yang. Auch ist die Sohle ihrer elastischen Körper so fest und durch den Schleim geschützt, dass sie sogar über eine Rasierklinge klettern können, ohne sich zu verletzen. 
„Meine“ Schnecke hält still. Ich bin fasziniert von der Ruhe und Gelassenheit, die das kleine Tier ausstrahlt. Mitten im Wald nimmt sie ihren Platz ein, nichts und niemand bringt sie aus ihrer Kraft. Das Foto, das ich von oben mache, wird ihr nicht gerecht. Also gehe vor ihr auf die Knie.Jetzt hebt sich ihr heller Körper vom dunklen Boden ab, der sonnendurchflutete Wald verschwommen im Hintergrund gibt ihr eine besondere Aura. Die halte ich dann später auf der Leinwand mit Acrylfarbefest. Ein paar gelbe Pinselstriche, leicht und licht. Die Spiralform des Schneckenhäuschens stilisiert aufgegriffen, möchte ich die Ruhe und Strahlkraft des kleinen Tieres festhalten, das mir im Wald einen besonderen Moment der Achtsamkeit geschenkt hat. 
Die Schnecke kann uns symbolisch in die Kraft der Langsamkeit und Meditation führen. Ihr spiralförmiges Haus erinnert uns an die Spirale des Lebens. In langsamen kreisenden Bewegungen können wir uns nach innen zurückziehen, dorthin, wo sich alle Kraft auf einen Punkt konzentriert und gestärkt sowie erneuert wieder nach außen treten. Die Schnecke zeigt uns, dass wir im Leben alles erreichen können, wenn wir es bedacht, in Ruhe und in unserer Kraft tun. So wie es das schöne Haiku besagt: „Ja, Schnecke, besteig den Fuji. Aber laaaaangsam, laaaaangsam.“