und wie sie uns zum inneren Licht führen kann

Neulich bin ich durch den dunklen Wald gegangen. Es ist wunderschön. Und gleichzeitig auch immer eine Herausforderung, der Fantasie nicht zu viel Raum zu geben, wenn es im Gestrüpp raschelt, der Mond lange Schatten wirft oder ein Luftzug die Wange streift.  

Was die Dunkelheit immer mit mir macht, ist, dass ich mich mir selbst ganz nah fühle. Vielleicht weil das Außen verschwimmt. Vielleicht, weil eine besondere Energie und Stille im Dunkeln liegt. Die Dunkelheit lädt uns ein, die Nähe zu uns selbst zu suchen und auch einen Blick auf unsere eigenen „dunklen Seiten“ zu werfen. Etwa auf den Zorn und den Ärger, die sich breit machen, wenn Dinge nicht nach unseren Wünschen laufen. Oder die Enttäuschung, wenn Menschen nicht das tun, was wir von ihnen erwarten. Oder die Ungeduld, die sich wie ein Schleier über unsere gute Laune legt, wenn es an der Kasse nicht schnell genug geht oder der Autofahrer vor uns bei Gelb an der Ampel anhält. Oder die Ängste und Sorgen, die wir uns um unsere Lieben machen und die uns das Leben erschweren. Oder die Selbstvorwürfe und -zweifel, die an uns nagen, wenn wir glauben, nicht gut genug zu sein.

All das, wovor ich sonst gerne die Augen schließe, wird mir im Dunkeln bewusst. Und ich erkenne, dass diese „dunklen Seiten“ nichts mit dem Außen, sondern nur mit mir selbst zu tun haben. Wenn ich wütend bin, bin ich nicht in meiner Mitte und lasse mich durch etwas oder jemanden aus der Fassung bringen, dem ich genauso gut mit Gelassenheit und offenem Herzen begegnen könnte. Wenn ich von anderen Menschen nichts erwarte und mich nur über das freue, was sie mir gerne und freiwillig schenken, kann ich auch nicht enttäuscht und verletzt werden. Wenn ich mich besser organisiere, kann ich das Warten an der Kasse oder einer roten Ampel als „geschenkte Ich-Zeit“ betrachten und etwa nutzen, um tief ein- und auszuatmen oder die Menschen und die Natur um mich herum bewusster wahrzunehmen. Wenn ich mehr Vertrauen in die Eigenständigkeit und Fähigkeiten meiner Lieben und das Leben im Allgemeinen habe, kann ich lernen, loszulassen und ruhig statt sorgenvoll zu sein. Und wenn ich mir selbst nicht immer 150 Prozent abverlange und einen Fehler als „Scheitern“ verurteile, kann ich Projekte mit mehr Leichtigkeit angehen. 

In der Dunkelheit tritt das „Dunkle“ in uns ans Licht und zeigt uns damit gleichzeitig, welches Potential noch in uns schlummert und in welche Richtung wir uns noch weiter entwickeln können. Jeder Schritt im Dunkeln führt uns damit ein Stück näher zu unserem inneren Licht.