Der November ist der dunkelste Monat im Jahr. Die Tage werden immer kürzer, die Nächte länger. Das aktive Leben in der Natur ist auf dem Rückzug. Viele Pflanzen und Tiere sterben. Andere ziehen sich zurück, um im Schlaf oder der Tiefe der Erde aufs Frühjahr zu warten. Wie kein anderer Monat macht uns der November die Vergänglichkeit des Lebens und damit auch unsere eigene bewusst. Er lädt uns ein, so wie die Natur, zur Ruhe und in die Stille zu finden und die Gegenwart, angesichts der Endlichkeit allen Seins bewusst zu genießen, den Tod nicht zu fürchten und auch ihm unseren Respekt entgegenzubringen. Leben und Tod gehören wie Licht und Schatten zusammen und bilden ein Ganzes in ihrer Polarität. Gemäß der griechischen Mythologie wurde das Licht (der Tag) aus der Dunkelheit geboren. Dunkelheit, Tod, Stille, Rückzug sind also Voraussetzung, damit Neues entstehen und geboren werden kann. Das ist die Botschaft des Novembers.  Mit seinen Herbststürmen, die übers Land ziehen, den dichten Nebeln, die die Sicht trüben, öffnet er außerdem Raum für das Übersinnliche. Das Denken darf zur Ruhe kommen und anderen Sinnen wie Fantasie oder Intuition den Vortritt lassen. Was spüren und sehen wir, wenn wir hinter das Greif- und Sichtbare blicken? Welche Botschaften schwappen rüber und können uns im Jetzt und Hier hilfreich sein? Im diffusen Licht des Nichts sind wir auf uns gestellt und werden durchlässig und empfänglich, auch für das, was sich nicht (be)greifen, sehen oder in Worte fassen lässt. Eine tiefe Ahnung tut sich auf, dass es mehr gibt, als das Jetzt und Hier und dass dies eine Quelle der Kraft sein kann, aus der wir schöpfen können. Sich mit der „Anderswelt“ zu verbinden, eröffnet neue Möglichkeiten und kann auch im weltlichen Alltag inspirieren und stärken.